PBSP Pesso: Emotion-Body-Mentalization

Entwickelt wurde PBSP (Pesso Boyden System Psychomotor) seit 1961 von Albert Pesso und Diane Boyden Pesso in den USA.

EMOTION – BODY –MENTALIZATION Emotion und Körper (Somatische Marker) Heute wissen wir, dass Psychotherapie ohne Einbeziehung des Körpers nicht funktionieren kann. Denn die Gefühle sind die Schaltstellen unseres Erlebens und Handelns. Und in unseren Gefühlen sind Körper und Psyche untrennbar verwoben. Dazu kommt, dass die wichtigsten Prägungen unserer Kindheit keine sprachlichen Spuren in unserem Gehirn hinterlassen haben, sondern körperlich‐szenische ganzheitliche Gestalten und Muster. Filme, die wir auf einer inneren Leinwand sehen und deren Hauptdarsteller wir zugleich mit Haut und Haaren sind.

Rollenstellvertreter aus dem gegenwärtigen und vergangenen Leben aufzustellen, leibhaftig in die Szene des Beziehungsgeschehens einzutauchen, öffnet die Tür zum intensiven Erleben der entscheidenden Momente, die die Chance eröffnen, neu zu beginnen. Augen, Ohren und das Herz werden geöffnet für gute Beziehung zu den wichtigen Menschen im Leben. Was körperlich und emotional intensiv erfahren wird, verdichtet sich im Dialog zu einer mentalen Klarheit, die befähigt, selbst das künftige Geschehen in die Hand zu nehmen, mit der Kraft und Energie, die aus der Synergie von Emotion – Body – Mentalization (Embodiment) resultiert.

Als wachstumsorientierte Form geht sie von dem Modell aus, dass jeder Mensch in sich ein tiefes Wissen trägt um das, was er für seine optimale Entwicklung und Entfaltung im interaktionellen Kontakt braucht. Hierzu gehören ganz wesentlich unsere Grund(Entwicklungs)bedürfnisse nach Platz, Nahrung, Schutz, Unterstützung und Begrenzung. Werden diese Grundbedürfnisse in unserer frühen Entwicklung in ausreichender Weise befriedigt, so erfahren wir sie und ihren Ausdruck als legitimen und selbstverständlichen Teil unseres Seins. Wir lernen dadurch auch in unserem späteren Leben gut für uns zu sorgen und unsere Beziehungen in befriedigender Weise zu gestalten. Darüberhinaus wollen folgende Bedürfnisse ausreichend befriedigt werden: Ausgleich der Polaritäten, Entwicklung der Selbstbestimmung, um Entscheidungen treffen zu können, Entwicklung des Bewusstseins, Entwicklung der Einzigartigkeit. Dieses Potential will in der Kindheit angemessen entwickelt werden (das Richtige, in der richtigen Zeit, von der richtigen Person). Ansonsten bleibt die Sehnsucht danach. Es kann ein zuwenig oder ein zuviel erlebt worden sein oder das Kind nahm die Rolle dessen ein, was dem Elternteil oder Grosselternteil fehlte z.B. der ideale Partner.

Überwiegen in unserer frühen Lerngeschichte negative Erfahrungen, dann entstehen daraus tiefe Gefühle von Frustration, Resignation, Angst und/oder Aggression. Wir verinnerlichen die Grundüberzeugung, dass diese Bedürfnisse nicht in Ordnung sind – bis hin zur Abspaltung der damit verbundenen Gefühle – und verhindern oft deren Befriedigung durch unsere eigene negative innere Erwartungshaltung. Unsere Wahrnehmung ist geradezu sensibilisiert für Signale einer möglichen Ablehnung, auf die wir meist weitaus stärker reagieren als auf positive Signale, die die Möglichkeit der Befriedigung in sich bergen. Zugleich spüren wir in uns aber auch den Schmerz einer tiefen ungestillten Sehnsucht.

Pesso geht davon aus, dass wir diese negativen Vorerfahrungen nicht löschen können, es aber möglich ist, sie durch szenische Reinszenierung (zurückprojiziert in die Zeit von damals) mit Rollenspielern der Gruppe mit Unterstützung von schützenden, haltenden und unterstützenden Figuren in befriedigender Weise emotional neu zu verarbeiten und anschliessend durch heilende Gegenerfahrungen (Antidot) zu ergänzen. Denn wir lernen nur durch unsere Erfahrungen, die unsere Haltung und damit unser Leben prägt.

Der Prozess vollzieht sich in sog. „Strukturen“. Sie beginnt auf verbaler Ebene da, wo der Klient sich innerlich gerade befindet und zielt darauf ab, sein Bewusstsein zu sensibilisieren für die inneren alten Reaktionsmuster (“Old Map”), die mit seinem aktuellen Problem einhergehen. Oft spüren wir gar nicht, dass uns Menschen wahrnehmen, oder uns zugetan sind, weil wir in unserer frühen Lerngeschichte nicht gesehen worden sind. Unsere Wahrnehmung und unsere inneren Reaktionsmuster auf die Welt sind geprägt von dieser “alten” verinnerlichten Erfahrung (die eigene erlebte „Wahre Szene”), durch die wir das oft schmerzhaft wiederholen, was wir kennen.

Wird diese “Wahre Szene” im fühlenden Bewusstsein deutlich, tauchen oft assoziativ Erinnerungen an bestimmte Aspekte unserer frühen Lerngeschichte auf, die damit verbunden sind. Diese wird dann mit Rollenspielern szenisch genau so in den Raum vor dem Klienten externalisiert, wie der Klient sie damals erlebt hat. Damit er es von „aussen“ betrachten kann und verändern kann. Dadurch wird ein neues Erleben möglich. Emotionen, die damals nicht erlebt oder ausgedrückt werden konnten, können auf symbolischer Ebene neu durchlebt und im Kontakt ausgedrückt und stimmig verarbeitet werden. Dadurch wird die alte Sehnsucht gestillt und durch das neu Erlebte wird künftig ein neues Verhalten ermöglicht, durch die tiefe Verankerung dieses heilendes Gegenbilds auf körperlicher, emotionaler und mentaler Ebene. Wir kreieren damit die Erinnerung an eine hypothetische “neue” Vergangenheit in genau der Zeit unserer Kindheit, in der wir diese Erfahrung gebraucht hätten.

Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt dabei auf der absoluten Autonomie und Freiheit des Einzelnen, deren tiefe Achtung wichtiger Bestandteil des Pesso ist. Die Klienten können jeden Schritt aus ihrem inneren Erleben heraus entwickeln und haben die Freiheit, ihn so weit zu gehen, wie es für sie stimmig ist.