MASTER THESIS

Die Arbeit wurde durch die Nominierung des SDM Schweizer Dachverband Mediation für den Mediationspreis 2012, welcher für aussergewöhnliche Leistungen auf dem Gebiet der Mediation verliehen wird, ausgezeichnet.

Je tiefer uns ein Konflikt berührt, je mehr übernehmen unsere Emotionen die Regie, denn die Emotionszentrale (Amygdala) kappt die Verbindung zu unserem bewußten logischen kreativen Denken. Wir alle kennen diesen Nebel im Kopf, wenn wir mit einem Konflikt konfrontiert werden bzw. wenn wir uns in einem Konflikt befinden. Was können wir tun, um wieder einen klaren Kopf und damit wieder den Zugriff auf unsere kreativen Lösungsressourcen zu bekommen?

Die innere Haltung (Einstellung) wirkt sich auf die äußere Haltung (Körperhaltung) aus und umgekehrt, denn die Emotion, welche die Einstellung prägte ensteht “auf der Bühne des Körpers” (vgl. Damasio, 2009). Eine Einstellung, welche auf starken Affekten beruht, ist nicht über das logische Denken veränderbar (Es hilft nicht viel, wenn wir uns sagen, wir sollten nicht ängstlich oder deprimiert sein (LeDeoux, 2010, S. 325; vgl. auch Roth, 2001, S. 250)).  Wie kann eine Haltung verändern werden – was bewirkt diese Veränderung?

Der Australier F.M. Alexander hat in der Wende zum 19. Jahrhundert gründliche Untersuchungen über menschliche Körperhaltungen durchgeführt und kam zu dem Schluss:”Wenn Psychologen vom Unbewussten sprechen, meinen sie den Körper” und Freud sagte “Der Geist hat vergessen, der Körper jedoch nicht”.

Lambert veröffentlichte 1992 eine Umfrage, die ergab, dass therapeutische Veränderung nur mit 15% auf die Technik, jeweils mit 15% auf die Erwartung und die Hoffnung, mit 30% auf die Beziehung (Empathie, Vertrauen, Respekt) und mit 40% auf den Klient selbst zurückzuführen ist (Lambert, M.J. (1992) Implications of Outcome Research for Psychotherapy Integration, in Norcross J.C./Goldstein M.R. (Hg.): Handbook of psychotherapy integration. New York: S. 94-129).

Darauf bezog sich Dr. Luc Isebaert (mündliche Mitteilung vom 8.7.2010), als er meinte, dass 85% der Lösung eines Problems auf die Haltung zurückzuführen wäre. Dies deckte sich auch mit dem Schwerpunkt, den das Projektteam auf ihr gewünschtes zu entwickelndes Konfliktklärungssystem gelegt hat: Haltung 75% (Offenheit, Respekt, Vertrauen). Es zeigte sich, dass das aktive Zuhören die Grundlage für Vertrauen, Respekt und Offenheit bildet. Wie kann das aktive Zuhören integriert werden?

Die Untersuchungen von Prof. Gendlin zeigten, dass Menschen, die erfolgreich mit Krisen und Problemen umgehen können, eine andere Art der Selbstwahrnehmung haben: Sie beziehen immer ihre körperlichen Empfindungen mit in die Erarbeitung einer Lösung ein. Fehlt dieser Prozess im Klienten, so Gendlins Befund, kommt es zu keiner erkennbaren Entwicklung. 1970 verlieh ihm die APA in Anerkennung seiner herausragenden wissenschaftlichen Leistungen den “Distinguished Professional Award” – eine Auszeichnung, die den originären Beitrag Gendlins zu grundlegenden Fragen der Psychologie und Psychotherapie würdigt.

Im Konflikt wird die Energie absorbiert durch den eskalierenden subjektiven Widerstand, der nur das eigene ‘Rechthaben’ fokussiert,  um das eigene Selbst(Bild) zu verteidigen und damit jedoch jede konstruktive Entwicklung blockiert.

So lautet der Titel der Masterthesis: “Die Entwicklung einer Lösungsfokussierten Haltung auch über den Körper -um den Widerstand, ausgelöst durch die Bedrohung des „Inneren Bildes“ bei einem Konflikt zu transformieren-

ABSTRACT
Vorliegende Arbeit befasst sich mit der Möglichkeit der Entwicklung einer Lösungsfokussierten Haltung während der Entwicklung und der Implementierung eines Konfliktklärungssystems. Die Haltung bei einem Konflikt ist mit starken Gefühlen verbunden und zeigt sich in der nonverbalen Kommunikation. Der Kern von Konflikten bezeichnet ein Gefühl der psychischen Bedrohung, der Bedrohung des inneren Gleichgewichts, des Selbstbildes, des individuellen inneren Bildes von sich und der Welt. Die Angst zählt zu den Grundgefühlen und wird durch entsprechende Körperreaktionen ausgelöst, wenn unser inneres Gleichgewicht aus der Balance gerät und wir uns bedroht fühlen. Aufgrund der Furchtkonditionierung reagieren wir auf bestimmte Reize, um Gefahren zu vermeiden oder abzuwehren. Es gilt als erwiesen, dass Einstellungen und Emotionen im Körper verankert sind und sich in der Körpersprache zeigen. Die innere Haltung (Einstellung) zeigt sich in der äußeren Haltung (Körperhaltung). Die Gehirnforschung, die Psychotraumatologie und die Säuglingsforschung belegen, dass Gefühle und Gedanken auf Körperempfindungen aufbauen und miteinander verknüpft sind. Es ist ebenso bekannt, dass die erlebten Erfahrungen und die mit ihnen verknüpften erlernten Reaktionen zwar in jeder Zelle des Körpers gespeichert sind, jedoch wurden diese oft nicht bewusst oder vorsprachlich erfahren und sind daher dem Bewusstsein nicht oder nur bedingt zugänglich. So erweist es sich als schwierig, unsere Einstellungen und unsere Gefühle in einem Konflikt über das bewusste Denken zu verändern. Da Konflikte mit grundlegenden Gefühlen einhergehen, Gefühle unser Denken und Handeln beeinflussen, Emotionen über den Körper entstehen, befasst sich diese Arbeit mit der Entwicklung einer Lösungsfokussierten Haltung auch über den Körper.

Bewertung der Master Thesis:

Diese Thesis untersucht die Zusammenhänge zwischen Intraindividuellem Konflikterleben, der damit verbundenen Körperhaltung, und wie eine lösungsfokussierte Haltung auch durch die eigenen Körperwahrnehmung hergestellt werden kann.

Frau Keisel nimmt den Begriff „Haltung“ wörtlich und beschäftigt sich in ihrer Thesis mit einer Thematik, die die neuesten neurowissenschaftlichen Erkenntnisse hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen Psyche und Soma bzw. Gehirn, Gefühle und Körper miteinbezieht. In speziell für die Teilnehmerinnen der Projektgruppe konzipierten Workshops werden echte Haltungsänderungen, d.h. in innerer und äußerer Haltung im Umgang mit Konflikten entwickelt. Dies geschieht – in konsequenter Umsetzung des Gedanken, dass konstruktive Konfliktklärung bei der Entwicklung der Selbstkompetenz der Beteiligten beginnt, und erst auf der Grundlage einer reflektierten Selbstwahrnehmung Sozialkompetenz entwickelt werden kann.

In ihrer Arbeit untersucht Frau Keisel konsekutiv 5 Hypothesen, die nach eingehender Prüfung der aktuellen Literatur zur Neurobiologie, (Sozial)Psychologie, Stressforschung sowie Konflikt- und Friedensforschung und den eigenen erhobenen Daten bearbeitet werden.

Frau Keisel versteht es auch sehr komplexe Zusammenhänge verständlich darzustellen. Besonders positiv hervorzuheben ist, dass sie mit der Entwicklung ihrer „lösungsfokussierten Haltung“ zum Umgang mit Konflikten und der Erforschung ihrer Wirkung Pionierarbeit geleistet hat. Sie eröffnet mit ihrer Arbeit Perspektiven für all die erfahrenen KonfliktbearbeiterInnen, die mit ihren meist aufs Kognitive beschränkten Zugängen zu Menschen, die „der Konflikt hat“, an ihre Grenzen stoßen.

Die Thesis wird mit dem Gesamturteil „Ausgezeichnet“ bewertet.

Hypothese 1
Durch die bewusste körperliche Wahrnehmung der Angst und ihre Wirkung auf die nonverbale Kommunikation kann dem Menschen bewusst werden, dass ein Konflikt besteht.

Hypothese 2a
Eine Lösungsfokussierte Haltung kann auch über den Körper entwickelt werden

Hypothese 2b
Durch das Erlernen einer lösungsfokussierten Haltung ändert sich die Einstellung zu Konflikt und Konfliktlösung

Hypothese 3a
Das aktive Zuhören bei einem Konflikt kann durch die Fokussierung der Aufmerksamkeit auf die eigenen Gefühle im Körper unterstützt werden

Hypothese 3b
Durch das Erlernen einer lösungsfokussierten Haltung erhöht sich die Eigenwahrnehmung des Körpers und dadurch die private Selbstaufmerksamkeit


INHALTSVERZEICHNIS

Abbildungsverzeichnis / Tabellenverzeichnis

Abstract

1 Einleitung

1.1 Ausgangslage

1.2 Begriffsabgrenzung Konfliktklärungssystem

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2 Wodurch kann ein Konflikt bewusst werden?

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2.1 Ausgangslage

2.1.1 Forschungsstand und Überlegungen zu Konflikt

2.1.2 Zusammenfassung Konflikt

2.1.3 Was treibt den Menschen im Konflikt zu einer Lösung?

2.2 Bildung Hypothese 1

2.3 Forschungsstand:

2.3.1 Emotion Furcht

2.3.2 Furchtkonditionierung

2.3.3 unbewusste Informationsaufnahme

2.3.4 „Innere Bilder“

2.3.5 psychosozialer Konflikt – unkontrollierbare Angst – Stressreaktion

2.4 durch Angst ausgelöste Körperreaktionen

2.5 Begriffsabgrenzung „Nonverbale Kommunikation“

2.6 Praktische Überprüfung der Hypothese 1

2.7 Zusammenfassende Bewertung Hypothese 1

2.8 Resümee in Bezug auf das Kinderhaus

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3 Wie kann eine Haltung verändert werden?

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3.1 Ausgangslage

3.2 Bildung der Hypothese 2a

3.3 Forschungsstand zu Haltung und Ableitung Hypothese 2b

3.4 Überprüfung Hypothese 2a

3.4.1 Forschungsstand: Veränderung Körperhaltung und Gefühl

3.4.2 Praktische Überprüfung

3.5 Zusammenfassende Bewertung Hypothese 2a

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4 Wie kann das Element des Aktiven Zuhörens in die Lösungsfokussierte Haltung auch über den Körper integriert werden

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4.1 Ausgangslage

4.2 Forschungsstand:

4.2.1 Wie werden unsere Grundgefühle gesteuert?

4.2.2 Wann entsteht welches Grundgefühl?

4.2.3 Aktives Zuhören

4.2.4 Herz-Intelligenz

4.3 Bildung der Hypothesen 3a und 3b

4.4 Überprüfung der Hypothese 3a:

4.4.1 Forschungsstand: Das Herz und sein Einfluss auf den Körper

4.4.2 Praktische Überprüfung 1

4.4.3 Forschungsstand: Körperwahrnehmung und ihre Auswirkungen

4.4.4 Forschungsstand: somatische Marker

4.4.5 Forschungsstand: Was bewirkt aktives Zuhören?

4.4.6 Praktische Überprüfung 2

4.5 Zusammenfassende Bewertung Hypothese 3a

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5 Ausgangssituation: Welche Veränderung kann durch die Entwicklung einer Lösungsfokussierten Haltung bewirkt werden?

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5.1 Methoden zur Klärung der Hypothesen 2b und 3b

5.2 Überprüfung Hypothese 2b

5.3 Überprüfung Hypothese 3b

5.4 Gemeinsame Bewertung Hypothese 2b und 3b

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6 Zusammenfassung

7 Dank

Literaturverzeichnis

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